BAHTALO

Hoffnung und Freude

Turbulente Abenteuergeschichte

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Der rappelvolle Saal im Rheinhauser Kom’ma-Theater ist mucksmäuschenstill als die Kinder die Bühne betreten. In bunten Gewändern und Kostümen erzählen sie eine turbulente Abenteuergeschichte über Freundschaft und Träume, die lebendig werden. Als Schimpansen springen die Kinder zu afrikanischen Trommeln durch den Urwald, andere sind Wellen im Meer und Sterne am Himmel, die der turbantragende Traumsammler mit seinem fliegenden Teppich besucht.

Zum ersten Mal treten die über 70 Kids zwischen sechs und zwölf Jahren auf, es ist die Abschlussaufführung eines besonderes Ferienprogramms. Eine breite Allianz aus Organisationen, Künstlern und Schauspielern arbeitete, unterstützt durch Bundesgelder, mit Romakindern aus dem Dorf Barbuleşti, die derzeit alle im Hochhaus, In den Peschen 3, wohnen. Auch deutsche Kinder nahmen an dieser Ferienwerkstatt teil. „Bahtalo“, heißt dieses Sommerprojekt, das ist Romani und bedeutet Freude und Hoffnung.

„Die Kinder sollen erleben, dass sie wertvoll sind und eigene Persönlichkeiten“, sagt Pfarrer Dieter Herberth, der zusammen mit Mariana Marin (RAA Duisburg) als Dolmetscher dabei ist. Doch man verfolge auch ein weiteres Ziel, das sich vornehmlich an die Deutschen richte. „Sie sollen sehen, dass die Romakinder aus einer Masse mit dunklen Augen herausstechen, dass sie nette Menschen sind.“ Ohnehin seien ihre Familien sehr christlich, alle Kinder hätten biblischen Namen wie Samson oder Emanuel.

Trotz aller Sprachbarrieren sei das Projekt hervorragend gelungen, freut sich die Initiatorin Annegret Keller-Steegmann. Die Verständigung mit Händen und Füßen klappe bei den Kindern gut. „Es sind viele ganz niedliche Freundschaften entstanden, die auch ohne viele Worte ganz prima funktionieren.“ Dabei haben auch Ausflüge durch Rheinhausen geholfen sowie gemeinsames Musizieren, Basteln und Theaterspielen.

So nahm neben dem Theaterstück auch Musik und Gesang eine große Rolle bei der Abschlussaufführung an der Schwarzenberger Straße ein, auf Deutsch und auf Romani sangen alle gemeinsam, und als eine Percussion-Gruppe die Trommeln sprechen ließ, klatschte im Publikum jeder mit oder wippte im Takt. Dass weder Deutsche noch Roma sich eine Zukunft als Fahrrad- oder Handtaschendieb wünschen, zeigte zudem ein Film, den die Kinder gedreht haben. Dort sind sie als Mechaniker, Ärzte, Polizisten, Rapmusiker, Profifußballer, Musiker, aber auch als Prinzessin zu sehen – und in den Augen ihrer Familien funkelte Stolz. Ob diese Zukunftsträume tatsächlich Wirklichkeit werden, wird sich zeigen. Erfüllt hat sich aber bereits ein anderer Wunsch: Als Erinnerung an „Bahtalo“ haben sich die Teilnehmer Freundschaftsbändchen umgelegt.

WAZ.de | Oliver Kühn